Presse

Kunst macht Mut „Projekt Kreativ“ des Jobcenters Landkreis Heilbronn und des Kolping-Bildungszentrums für Langzeitarbeitslose
vom 17.12.2012, www.landkreis-heilbronn.de

Schon die Einladung zur Vernissage hat Ottmar Wörz, Geschäftsführer des Jobcenters im Landkreis Heilbronn, aufmerken lassen: In gelb und rot springen die Worte „Inspiration zulassen“ ins Auge. Auf den Gängen in vier Stockwerken des Neckarturms und in einem Wartezimmer setzen sich die Farben-Erlebnisse fort: Eine Auswahl ihrer Werke haben die Teilnehmer des Projekts Kreativ in die Räume des Jobcenters gehängt. Es sind Ergebnisse dreiwöchiger intensiver Arbeit, bei der es darum ging, hoch qualifizierte, aber introvertierte und entmutigte Langzeitarbeitslose auf Bewerbungsverfahren vorzubereiten.
„Diese Menschen tun sich schwer zu vermitteln, was sie können“, weiß Wörz – obwohl sie zum Teil Akademiker sind. „Es geht in erster Linie darum, Selbstvertrauen zu stärken“, sagt Peter Baust vom Kolping-Bildungszentrum, der immer wieder erlebt, wie künstlerisches Arbeiten hilft, sich zu öffnen und sich selbst positiv wahrzunehmen.
Schon vor fünf Jahren hatte das Bildungszentrum gemeinsam mit der Agentur für Arbeit ein vergleichbares Projekt durchgeführt, damals für Jugendliche, die dort lernten, in geregelten Abläufen zu arbeiten.
Der Gruppe, die die Sozialpädagogin und Therapeutin Monika Heck-Hother, der Maler Udo Großklaus und der Grafiker und Kulturagent Diethelm Wonner jetzt unter ihre Fittiche nahmen, habe „mit großer Ernsthaftigkeit und Schaffenskraft“ an sich gearbeitet, zeigte sich Baust bei der Vernissage im Neckarturm beeindruckt. Was im Kunst- und Kulturwerkhaus Zigarre an Bildern und Holzskulpturen entstand, zeuge von „menschlicher und künstlerischer Tiefe.“ Eine wichtige Erfahrung, die Großklaus vermitteln wollte, hätten alle gemacht: Es ist bereichernd, verschiedene Standpunkte einzunehmen und Veränderungen zuzulassen. „Alle haben einen wichtigen Schritt gemacht“, sagt der Künstler, der die Gruppe an einem Tag in sein Bad Rappenauer Atelier Bikini-Atoll eingeladen hatte oder bei einem Ausflug nach Stuttgart einen Besuch in der Staatsgalerie begleitete. Beim Austauschen der alten Bilder im Warteraum des Jobcenters zum Beispiel sei klar geworden, dass das, was sich bei jedem Einzelnen im Inneren vollzogen habe, durch die kräftigen Farben der neuen Werke nach außen wirke – ein bestätigendes, positives Erlebnis für die 25 bis 40-Jährigen, die vor dem Kurs ihr Licht eher unter den Scheffel stellten.
Die Präsentation, mit der die Gruppe die Ausstellung eröffnete, ging unter die Haut: Im Kreis stehend, einander zugewandt, entfalteten die Teilnehmer und ihre Dozenten in rhythmischem Sprechgesang, womit sie sich beschäftigt hatten: „Ideen. Weitergehen. Was ist das Wesentliche? Bewegung und Wandel. Land in Sicht. Diese und andere Begriffe verbanden sich zu einem Klangbild, das die Vernissage-Gäste Aufbruchstimmung spüren ließ. „Ich bin begeistert, wie man auf künstlerischem Wege die Menschen stärken kann“, freute sich Wörz beim Rundgang durch die Ausstellung mit Ganzkörperbildern, Reihen wie die Serie „Lebenswege“, die aus einem fünf mal eineinhalb Meter großen Gemeinschaftswerk entstanden ist oder Schriftgrafiken, in denen Wortbilder sprechen. Für das Reden über das im Kurs Erlebte war Monika Heck-Hother zuständig, erzählt Teilnehmerin Angela, für alles Gestalterische die beiden Männer: Sie habe jetzt „mehr Lebensmut“, sagt die 33-Jährige, eine positivere Einstellung zu sich selber, die Erfahrung eines fordernden, aber schönen Miteinanders: „Toll, dass das Arbeitsamt so etwas macht.“ kbw

 

Schafe sind auch nur Menschen
Der Maler Udo Großklaus präsentiert seinen bunten Vierbeiner-Kosmos im Kunstraum Hohler in Maulburg.
vom 26.09.2013, www.badische-zeitung.de

Schafe sind auch nur Menschen

Humorvolle Irritationen über ein mähendes Wesen: Udo Großklaus und sein rotes Schaf Foto: Roswitha Frey

MAULBURG. Schafe sind auch nur Menschen. Sagt Udo Großklaus. Und so malt er Schafe auch, mit menschlichen Wesenszügen und Haltungen. Mit seinen neuesten Schafsbildern im Gepäck ist der gebürtige Schopfheimer, der in Maulburg aufwuchs, nun in seine Heimat zurückgekehrt: mit einer Ausstellung im Kunstraum Hohler in Maulburg, die den witzigen Titel „Menschen, Tiere, Currywürste“ trägt.
Es ist die zweite Ausstellung, die Markus Hohler veranstaltet. Udo Großklaus stand ganz oben auf seiner Künstler-Wunschliste. Der Maler, der seit vier Jahren in Heilbronn lebt, erzählt in seinen Bildern Schafs-Geschichten. Die Schafsgestalten sind individuelle Persönlichkeiten, eben wie die Menschen auch. Da gibt es störrische, freche und bockige, aber auch scheue, naive, verträumte, melancholische, welche mit der gleichmütigen Lebenshaltung „Nach uns die Sintflut“ und andere mit treuherzigem Blick.
In Großklaus’ malerischem Schafs-Kosmos entdeckt man ein rotes Schaf, das auf einer grünen Wiese steht, liebenswert, halt wie ein „Gänseblümchen“. Dann tauchen zwei Schafe gar unter Wasser ab, ganz surreal haben sie sich in die türkisblau schillernde Unterwasserwelt verirrt, zwischen schwerelos umher schwimmenden Figuren und fischartigen Wesen. Udo Großklaus liebt solche Überraschungen und humorvollen Irritationen.
Am faszinierendsten sind die Bilder, in denen die Schafskörper und Schafköpfe nicht mehr eindeutig zu erkennen sind, sondern so stark abstrahiert oder ineinander fließend dargestellt sind, dass das Schafartige in den Hintergrund tritt. Auch das allererste Schafbild, das er im Jahr 2000 gemalt hat, genannt „Der Anfang“, ist losgelöst vom allzu Gegenständlichen: ein abstrahierter schwarzer Körper, vier lange schwarze Beine in dynamischem Strich. Ob es das sprichwörtliche schwarze Schaf ist? Jedenfalls begründete dieses spontane Bild auf Papier die Leidenschaft des Malers für das Motiv Schaf. Warum Udo Großklaus im malerischen Sinn aufs Schaf gekommen ist, erklärt sich aus Kindheitserlebnissen als Sohn eines Schäfers. Irgendwann beim Malen kamen diese Kindheitserinnerungen hoch.
Schafe sind nicht nur wollige, gemütliche Geschöpfe, das zeigt Großklaus in seiner Malerei sehr vehement, vielmehr „lauern die Abgründe hinter der Wolle“, wie er es ironisch ausdrückt. Das Schaf als Synonym für menschliche Eigenschaften und (Lebens-)Haltungen ist ein Thema, das der Maler mit expressivem Stil, Impulsivität und dynamischer Gestik im malerischen Prozess variiert. Großklaus arbeitet vielschichtig, oft mit Übermalungen, er malt mit selbst angerührten Farben, Pigmenten, vermischt mit Pulver, Sand, Glas, er lässt die Farbe fließen, tropfen und spritzen, Schichten werden weggewischt, Linien hineingekratzt. Das ergibt sehr lebendige Bilder, in denen viel passiert an gestischen Spuren, Strukturen, an expressivem Malgestus. Auch die Farben sind stark, leuchtend, kraftvoll. Eigens für die Schau hat Großklaus kleine Schafsfriese gemacht, von Hand gedruckte Blätter in Schwarz, Blau und Kupfer, die den Treppenaufgang zieren.
Ganz neu sind die Objekte von Menschentieren oder Tiermenschen aus Fundstücken, rohen Klötzen von gebrauchten Holzpaletten, die Spuren von Verletzungen tragen. Das hat der Künstler so gelassen, die Holzstücke wie Bauklötze zusammengesetzt und bemalt zu einfachen Figuren, die mal wie Vierbeiner, mal eher wie menschliche Figurationen aussehen. Mitgebracht hat der Künstler, der eine Zeitlang als Kunstlehrer an der Waldorfschule Schopfheim unterrichtete, auch großflächige, abstrahierte Maulburger Landschaften. Bilder, die 2005 während eines Projekts über das Thema Heimat entstanden sind: Blicke von oben gesehen auf Maulburg, auf das, was Maulburg für Großklaus bedeutet: Landschaft, Felder, Bäume, weite Flächen, ein Gebiet, durch das der Fluss, die Bahn, die Straße führen.
Und was hat es mit den Currywürsten auf sich? Das Geheimnis wurde bei der Vernissage gelüftet, bei einem lockeren Talk zwischen Künstler und Galerist, einer kleinen Überraschung und echten Currywürsten. Aber gemalte Currywürste gibt’s nicht.
Info: Bis 10. November, geöffnet sonntags 15 bis 18 Uhr. Am 6. Oktober, 19 Uhr, gibt es eine Performance des Künstlers.

 

„Abgründe hinter der Wolle“
vom 20.09.2013 23:01 Uhr, Markgräfler Tagblatt

Abgründe hinter der Wolle

Ein Tiermaler der besonderen Art: Udo Großklaus kehrt mit einer Ausstellung im Kunstraum Hohler nach Maulburg zurück. Foto: Jürgen Scharf

Maulburg. Die zweite Ausstellung im Kunstraum Hohler ist eine fröhliche Wiederbegegnung mit dem aus Maulburg stammenden und seit einigen Jahren in Heilbronn lebenden Maler Udo Großklaus.
Schafe sind auch nur Menschen, sagt sich Udo Großklaus. Und zeigt das in seinen Bildern. Seine Tiere haben menschliche Züge. Neues von dem geborenen „Schäfchenmaler“ sieht man in der farbenfrohen Werkschau mit dem witzigen Titel „Menschen, Tiere, Currywürste“ (in Anlehnung an den Zirkus-Slogan „Menschen, Tiere, Sensationen“) im Alten Rathaus. Unter den gezeigten Arbeiten sind auch einige heimatliche Landschaften.
Schafe sind nicht nur Akteure in Filmen und Kriminalromanen; es gibt auch Künstler, die mit Vorliebe Schafe malen. So einer ist Udo Großklaus. Das Schaf dient als Metapher: man denke nur an den Hirten und seine Herde, an das „Lamm Gottes“, das Gleichnis vom „verlorenen Schaf“, an das „schwarze“ Schaf oder an Synonyme wie „lammfromm“. Eine symbolhafte Tradition macht Schafe – sie gelten als gutmütig, ängstlich, robust und genügsam – auch zum Gegenstand im Kunstbetrieb.
Schafe, anders gesehen: Das sind die Tierdarstellungen von Udo Großklaus. Bei seinen Schafen menschelt es. Er gibt ihnen eine menschliche Attitüde, Haltung, zwischenmenschliche Bezüge. Seine Schafe sind auch mal verträumt, melancholisch oder kämpferisch, sogar dämonisch. Da ist nichts mehr mit brav, dumm oder wollig. Schafe sind eben auch nur Menschen, deshalb nicht lieb und nett, „da lauern die Abgründe hinter der Wolle“, bringt es der Künstler ironisch zugespitzt selber auf den Punkt.
In seinen mit Spontaneität, Witz und Lebendigkeit gemalten Bildern, die weit von realistischer Tiermalerei entfernt sind und durch ihre Abstraktion viel Freiraum für die Phantasie des Betrachters geben, erzählt Großklaus diese Geschichten von Schafen und über Menschen.
Neuerdings tut er das auch im grafischen Bereich, wo er eine ganze Serie von kleinen originalen Drucksachen herstellt und wie ein Schafsfries präsentiert. Zudem zieht es ihn zur Skulptur. Erstmals zeigt er im Kunstraum Hohler, wo er ein Wunschkandidat war, aus bemalten Holzklötzen zusammengesetzte Tierskulpturen. Sind es Menschen, sind es Tiere? Das wird nicht ganz deutlich. Weil Großklaus den Schafen Menschencharakter gibt, war es naheliegend, gleich „Menschentiere“ zu gestalten. Eine ganze Herde solcher hybrider Figuren bevölkern den Ausstellungsraum: tierisch gute Kunst!
Bis 10. November, geöffnet sonntags 15 bis 18 Uhr. Am 6. Oktober gibt es um 19 Uhr eine Performance.