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Udo Grossklaus

Foto: Annika Winkelmann

Der Maler und Performer Udo Großklaus
Bißchen Reden
Großklaus hat sein Atelier in Bad Rappenau. Es ist ein riesiger Raum innerhalb einer ausgemusterten Fabrik für Bademoden. Das ist praktisch, denn hier haben auch andere Künstler und Holzdesigner ihre Werkstatt. Man hilft und unterstützt sich gegenseitig. Bevor Großklaus 2009 nach Heilbronn kam, lebte er in Maulburg bei Basel. Er stammt aus der Gegend des südlichen Schwarzwald, aus Schopfheim, unweit von Schönau, woher Joachim Löw stammt. Vielleicht mag diese Nähe erklären, warum Udo Großklaus ein solcher Fußballfan ist. Es ist ungemein lehrreich und inspirierend sich auch als Nichtkenner der Materie mit ihm über diesen Sport zu unterhalten. Fußball ist für Großklaus weniger Starkult, mehr ein ästhetisches Ereignis; wobei die Ästhetik nicht allein aus schönen Pässen und Torschüssen besteht, sondern in der interaktiven Gesamtanlage des Spiels, den Strategien der Trainer, die für Großklaus nicht nur für das Spiel selbst entschieden werden, sondern sich auch aus der Tiefe von Sportlerschicksal, Medienkritik und Vereinsgeschichte ergeben. Mit Großklaus Übertragungen im Fernsehen zu sehen ist auf humorvolle Weise lebendig und wirklich. Ähnlich verhält es sich auch mit den anderen großen Themen von Großklaus, der Politik, der zwischenmenschlichen Beziehung. Dabei verlaufen die Gespräche meist weniger über Argumente als viel mehr schillernd assoziativ von Pointe zu Pointe, auf das Gegenüber reagierend; das Gespräch als aphoristische Übung aus dem Handgelenk, ein interaktiver Tanz mit dem Partner. Die Anschaulichkeit seiner Vergleiche und Äußerungen ist zweifellos seiner ausgiebigen Belesenheit geschuldet. Übrigens schreibt er selbst auch kleine Gedichte.

Udo Großklaus wurde 1962 als Sohn eines Schäfers geboren und hat als Bub selbst Schafe gehütet; eine für sein künstlerisches Schaffen motivgebende Erfahrung. „Eigentlich erzähle ich Geschichten von Schafen und anderen Menschen“, so eine Äußerung des Künstlers. Vor der endgültigen Entscheidung zur Kunst stehen die Ausbildungen zum Maschinenschlosser, Betonbauer. Vor allem letzterer Beruf ist ihm bis heute in vielerlei Hinsicht nützlich und mag vielleicht eine Erklärung bieten für die oft sandig-poröse Oberfläche seiner Bilder. Einem künstlerisch-philosophischen Jahr in der Anthroposophen-Hochburg Goetheanum in Dornach schließt sich ein Studium der Malerei u.a. an der Assenza-Kunstschule Münchenstein bei Basel an. Dort unterrichtet er mittlerweile selbst als Dozent.

Als Maler bewegt er sich, will man diese Bezeichnungen aus dem Kalten Krieg denn unbedingt beibehalten, zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Er fertigt seine Farben und Substanzen selbst aus Pigmenten, aus Harz- und Dispersionsbinder, vermischt zuweilen mit Acryl und – je nach Bedarf – auch mit Sand, glitzerndem Staub oder anderen Effektträgern. Am Liebsten malt er Landschaften oder Frauen, oder beides in einem. Oder er widmet sich den Beziehungen von Mann und Frau in all ihren Facetten. Zwar sind seine Malereien abgeschlossene Werke, die man fertig an die Wand hängen kann, doch eigentlich geht es ihm eher um den Gestaltungsprozess selbst, um eine elegante Linienführung aus der Hand, um die flüssig-fließende Gestaltung von Flächen. Zentral für diesen Vorgang sei das Reagieren auf das, was schon da sei. Die Hemmung vieler Künstler vor dem weißen Malgrund ist deshalb für Großklaus weniger eine Angst, als vielmehr das Fehlen von etwas, auf das man antworten könne. So malt Großklaus auch gern mit anderen zusammen, etwa bei seinen Malperformances zu den Vernissagen seiner Ausstellungen. Übrigens will der Künstler seine Eröffnungen in Zukunft selbst einleiten, allerdings nicht mit einer Rede, sondern mit einer Predigt: Kunst sei doch recht eigentlich eine Religion und die Künstler seien ihre Priester.

Text: Dr. Bernhard Stumpfhaus